BCG Wealth Report: US-Zuwachs entspricht Deutschlands Vermögen

Fast die Hälfte des weltweiten Finanzvermögens entfällt auf Nordamerika. Das Vermögen der Schweizer hat entgegen dem globalen Trend abgenommen. Bei der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung ist es nur eine Frage der Zeit, bis Hongkong die neue Nummer eins ist. 

Zum 25. Mal hat die Boston Consulting Group am Dienstag ihren Global Wealth Report vorgelegt.

Was bei der Lektüre des 20-seitigen Berichts sofort auffällt: Während weltweit das Nettovermögen (Vermögen abzüglich Verbindlichkeiten) 2024 um 4 Prozent auf 512 Billionen Dollar zugenommen hat (davon 305 Billionen Finanzvermögen, ein Plus von 8,1 Prozent), ist das Vermögen der Schweizer leicht rückläufig (–2,6 Prozent auf 5,75 Billionen Dollar). Der Rückgang betrifft hierzulande sowohl das Finanzvermögen (–1,4 Prozent) als auch die mit 3,2 Billionen Dollar noch gewichtigeren Sachwerte (–4 Prozent).

Finanzanlagen schlagen Sachvermögen

Weltweit haben die Finanzvermögen (Bargeld, Kontoguthaben, Schuldverschreibungen, Aktien und Investmentfonds sowie Pensionen) um 8,1 Prozent auf 305 Billionen zugelegt. Dagegen büssten Sachwertvermögen (Immobilien, Edelmetalle und andere physische Anlagen) mit –0,4 Prozent leicht ein und erreichten noch 268 Billionen. Die Verbindlichkeiten, also die Schulden, verharrten auf dem Vorjahresniveau von knapp 61 Billionen Dollar.

Regional betrachtet wurden die Vermögen in Nordamerika am stärksten vermehrt. Das Finanzvermögen beträgt dort 147 Billionen US-Dollar, wobei mit 139 Billionen der Löwenanteil auf die USA entfällt. Dank den 2024 starken US-Aktienmärkten resultiert ein Plus von fast 15 Prozent. Und der Bericht nimmt gerade eine Einordnung vor: «Die Erhöhung des Finanzvermögens in den USA im vergangenen Jahr entspricht fast dem gesamten Vermögen in Deutschland, Sachwerte inklusive.»

Sonderstellung von Nordamerika

Michael Kahlich, BCG-Partner in Zürich und Co-Autor der Studie, führt aus: «Das globale Vermögen ist zwar in Summe gewachsen, doch profitiert haben nur wenige Regionen, vor allem Nordamerika, Teile Asiens und des Nahen Ostens. Starke Finanzmärkte, vor allem in den USA, haben dabei den schwächelnden Immobilienmarkt kompensieren können.»

Für Vermögensverwalter von besonderem Interesse sind jeweils die Entwicklungen im Bereich der sehr begüterten Kunden. Gemäss dem Bericht gibt es weltweit fast 85’000 Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI) mit einem Finanzvermögen von über 100 Millionen Dollar. Dass davon rund 33’000 in den USA leben, kommt nicht überraschend. Es folgen China (9'200), Deutschland (3'900) und sodann Japan, Frankreich und Kanada mit jeweils rund 3'000.

«Superreiche» und Dollar-Millionäre

Hierzulande besitzen die 810 UHNWI etwa 22 Prozent des gesamten Finanzvermögens. Die Zahl der Dollarmillionäre in der Schweiz hat um 2 Prozent auf 617’000 zugenommen.

Im Finanzplatz-Ranking bleibt die Schweiz mit Cross-Border-Assets (also verwaltetem Vermögen aus dem Ausland) von 2,7 Billionen Dollar Nummer eins. Sie ist aber 2024 mit 6 Prozent weniger stark gewachsen als Verfolger Hongkong, wo die verwalteten Vermögen um 9,6 Prozent auf ebenfalls 2,7 Billionen zulegten. An dritter Stelle folgt Singapur mit 1,9 Billionen US-Dollar, ein Plus von 11,9 Prozent. Insgesamt haben die Cross-Border-Assets um 9 Prozent auf 14,4 Billionen Dollar zugenommen.

Hongkong wird die Schweiz überholen

Immerhin wird damit gerechnet, dass die Schweiz, Hongkong und Singapur als etablierte Finanzplätze bis 2029 rund zwei Drittel der neuen Cross-Border-Assets an sich ziehen können. Trifft die Prognose zu, müsste sich allerdings die Schweiz aufgrund tieferer Wachstumsraten Hongkong endgültig geschlagen geben.

Bemerkenswert ist der Befund, dass in den vergangenen zehn Jahr nur 28 Prozent des Wachstums der den Vermögensverwaltern anvertrauten Anlagen rein organisch und damit Nettoneugeld gewesen ist.

Externe Hebel für Wachstum haben Grenzen

«Stattdessen haben sich viele Institute auf externe Hebel wie Übernahmen, Marktperformance und das Abwerben von Beratern verlassen. Diese Strategien stossen angesichts geringerer Wachstumsaussichten und alternden Kundenberatern jedoch zunehmend an ihre Grenzen», mahnt die Boston Consulting Group.

Der Global Wealth Report deckt aktuell 97 Märkte ab, auf die zusammen 98 Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts entfallen, und berücksichtigt Daten von mehr als 100 Vermögensverwaltern.