Varghese Abraham: «Ein Leitfaden für AI-first Banking»
Wie kann die Leistungsfähigkeit der Künstlichen Intelligenz genutzt werden, um im KI-Zeitalter einen Sprung nach vorne zu machen? Welche Faktoren führen zum Erfolg führen und welche schmälern die Akzeptanz im Unternehmen? Das sind die grossen Fragen, die sich Führungskräfte heutzutage stellen müssen. Hier bietet die Strategie AI-first einen Lösungsansatz, wie Varghese Abraham Abraham in seinem Beitrag für finews.first schreibt.
In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.
Die Banken befinden sich in einer schwierigen Lage. Die Erträge schrumpfen, während gleichzeitig Kunden immer anspruchsvoller werden und Zahlungsdienste wie PayPal stetig mehr Marktanteile verschlingen. Mit der Strategie AI-First steigen die Chancen, den Profit zu steigern und mit den digitalen Herausforderungen des Marktes Schritt halten zu können. Dabei spielen unter anderem KI-Agenten eine Schlüsselrolle.
Doch AI-first bedeutet nicht nur, dass KI-Tools eingesetzt werden; es bedeutet eine grundlegende Veränderung der Art und Weise, wie eine Bank arbeitet, denkt und für die Zukunft plant. Folgende sechs Schlüsselkomponenten sind davon direkt betroffen:
«Der beste Weg, um eine AI-first-Strategie einzuführen, besteht darin, klein anzufangen.»
- Strategische Entscheidungsfindung und Geschäftsabläufe: KI ermöglicht durch Szenarien-Modellierung und prädiktive Datenanalyse fundierte, vorausschauende Entscheidungen sowie die Entwicklung neuer Produkte und Services.
- Kundenerlebnis und Serviceverbesserung: KI schafft personalisierte, reaktionsschnelle Kundenerlebnisse – von Beratung bis Kontoführung. Synthetische Kunden mit Design-Personas, die Faktenwissen und Persönlichkeitsmerkmale des Kundenstamms nutzen, können Angebote erstellen und Mitarbeitende unterstützen.
- Betriebliche Effizienz und Automatisierung: Agentenbasierte KI automatisiert Prozesse wie Transaktionsverarbeitung und Projektmanagement. Sie senkt Fehlerquoten bei routinemässigen Bankgeschäften und steigert Effizienz und Kundenzufriedenheit.
- Risikomanagement und Compliance: KI verbessert Kreditwürdigkeitsprüfungen, erkennt Betrug in Echtzeit und unterstützt die Einhaltung regulatorischer Vorgaben durch automatisierte Überwachung.
- Sicherheit und Datenschutz: KI stärkt durch intelligente Zugriffssysteme, Schwachstellenanalysen und Bedrohungserkennung aktiv den Datenschutz und das Vertrauen der Kunden.
- Organisationskultur und Personalwesen: Ein AI-first-Ansatz erfordert eine innovationsgetriebene Kultur. Schulungen helfen Mitarbeitenden, KI-Systeme effektiv zu nutzen.
Der beste Weg, um eine AI-first-Strategie einzuführen, besteht darin, klein anzufangen und dabei etappenweise zu denken. Im Allgemeinen bedeutet das, interne Bereiche mit hoher Relevanz zu priorisieren und erst nach erfolgreicher Umsetzung extern zu skalieren. Auch KI-Produkte sollten erst im kleinen Rahmen getestet und danach schrittweise ausgerollt werden.
«Ein weiteres Prinzip sind kleine, schrittweise Verbesserungen»
Zu den Prinzipien für diesen Ansatz gehört, mit kleinen Projekten in einer sogenannten KI-Schmiede zu starten, um die Innovation zu fördern und die Industrialisierung von KI-Prozessen im gesamten Unternehmen möglich zu machen. Für den verantwortungsvollen Umgang mit KI empfiehlt sich zudem ein funktionsübergreifender Ethikausschuss, der für eine strukturierte Herangehensweise sorgt.
Wichtig ist der frühzeitige Dialog mit Mitarbeitenden, Kundschaft und Behörden, denn er sorgt für Transparenz, schafft Vertrauen und berücksichtigt verschiedene Perspektiven. Dazu zählen auch kontinuierliche Feedbackschleifen mit Kunden und Stakeholdern, die die laufende Optimierung der Systeme sichern.
Ein weiteres Prinzip sind kleine, schrittweise Verbesserungen, denn sie ermöglichen eine kontrollierte KI-Integration mit geringeren Risiken. Schliesslich sollten alle KI-Initiativen klar an den Werten der Organisation ausgerichtet sein, um ethische Kohärenz zu gewährleisten.
«Der Weg zu AI-first ist komplex.»
Durch die Umsetzung dieser Schritte kann eine Bank ihre Strategie, AI-first zu werden, auf verantwortungsvolle und ethische Weise umsetzen. Die Betonung auf Mikroveränderungen ermöglicht die Berücksichtigung der ethischen Implikationen von KI und stellt sicher, dass der Übergang der Bank zu KI-gesteuerten Abläufen sowohl erfolgreich als auch verantwortungsbewusst ist.
Der Weg zu AI-first ist komplex und es gibt viele Prozesse und Erfahrungen, die sich im Laufe der Zeit verändern werden. AI-first bedeutet nicht nur eine technologische Transformation, sondern auch eine Veränderung in den Bereichen Ethik, Unternehmenskultur und Personalstrategie.
Dies schafft die Voraussetzungen für eine integrativere, anpassungsfähigere und zukunftsorientiertere Zukunft des Bankwesens – ein lebendiges AI-first-Unternehmen, das sich kontinuierlich weiterentwickelt und neues Wissen sofort adaptieren kann.
Varghese Abraham ist Consulting Leader Enterprise AI bei Infosys Consulting.