Wells Fargo kann Fed-Fessel abschütteln
Nach sieben Jahren hat es die US-Bank Wells Fargo geschafft, die von der Fed verhängte Obergrenze für ihre Vermögenswerte abzuschütteln. Damit sollen sich nun wieder grössere Wachstumschancen ergeben.
Die Obergrenze bei den Vermögenswerten für Wells Fargo war 2018 vom Fed (Board of Governors of the Federal Reserve System) verhängt worden. Der Schritt war die Reaktion auf eine Reihe von Verstössen der Bank gegen Compliance-Regeln. So hatten etwa Mitarbeitende Millionen von nicht autorisierten Konten für Kunden eröffnet.
Die Beschränkung der Vermögenswerte auf eine Obergrenze von 1,95 Billionen Dollar wurde nun vom Fed aufgehoben, wie die Bank am Dienstagabend nachbörslich bekanntgab. «Wells Fargo hat alle Bedingungen erfüllt, die für die Aufhebung der Beschränkungen für das Wachstum der Bilanzsumme erforderlich sind, die in der Zustimmungsanordnung von 2018 festgelegt wurden», heisst es dort.
Compliance-Massnahmen und externe Untersuchung
Zu den Bedingungen für die Aufhebung der Beschränkung gehörten weitreichende Anforderungen zur Unterstützung der Effektivität des Vorstands und zur Verbesserung der bankweiten Compliance- und Betriebsrisikoprogramme, heisst es weiter. Ausserdem war eine unabhängige externe Überprüfung der vom Finanzinstitut geleisteten Arbeit nötig. Diese Prüfung erfolgte zusätzlich zu denen, die die Federal Reserve direkt durchgeführt hat.
Der Schritt kann als ein grosser Erfol0g für CEO Charlie Scharf gewertet werden, der die Bank seit 2019 leitet. Der Aktienkurs reagierte im nachbörslichen Handel mit einem Anstieg um rund 2,7 Prozent.
Wachstumskurs
Nun wird erwartet, dass Wells Fargo auf einen Wachstumskurs einschwenken wird und etwa im Kreditkartengeschäft, dem Wealth Management und im Bereich Commercial Banking zulegen kann.
Die Aufhebung sei ein «entscheidender Meilenstein», sagte Scharf. «Wir sind heute ein anderes und viel stärkeres Unternehmen, weil wir die Arbeit geleistet haben.» Zudem kündigte er an, dass alle Vollzeit-Mitarbeitenden eine Sondergratifikation in Höhe von 2’000 Dollar erhalten werden, um ihre Leistung zu würdigen.
«Das wird der Aktie kurzfristig einen deutlichen Schub geben und ebnet auch den Weg für langfristiges Wachstum, da sie ihr Geschäft jetzt nicht mehr um die Vermögensobergrenze herum steuern müssen», wird Portfoliomanager Brian Mulberry von Zacks Investment Management von der Nachrichtenagentur «Reuters» zitiert.
Fed bescheinigt erhebliche Fortschritte
Das Fed schrieb in einer Mitteilung, dass die Bank «erhebliche Fortschritte» bei der Behebung der Mängel gemacht habe, einschliesslich der Verbesserung ihrer Governance- und Risikomanagementprogramme und des Abschlusses der externen Untersuchung.
Das Fed-Board habe der Aufhebung der Beschränkung einstimmig zugestimmt.