Immerhin: Crowdfunding-Markt schrumpft nur noch wenig

Nach schweren Rückschlägen hat sich der Markt für Schwarmfinanzierungen 2024 stabilisiert. Leicht zugelegt hat die wichtigste Kategorie. Aber Banken müssen Crowdlending-Plattformen auch weiterhin nicht fürchten.

Der Schweizer Crowdfunding-Markt hat sich nach Rückschlägen in den Jahren 2022 und 2023 gefangen. Diese Interpretation lässt der jährlich erstellte «Crowdfunding Monitor Schweiz» der Hochschule Luzern (HSLU) zu, der am Montag publiziert wurde und der als wichtige Referenz für die Entwicklung dieses Segments gilt.

Das Gesamtvolumen der 2024 hierzulande via Schwarmfinanzierung aufgetriebenen Mitteln betrug 550 Millionen Franken und hat gegenüber dem Vorjahr mit 1,5 Prozent nur noch geringfügig abgenommen. Aufschlussreich ist der Blick auf die unterschiedlichen Formen von Crowdfunding.

Crowdfunding Grafik HSLU klein

(Grafik: HSLU)

Crowdlending, die wichtigste Kategorie, hat 2 Prozent zugelegt. Hier geht es um die Vermittlung von Krediten an Unternehmen und Private; die vielen Geldgeber (die Crowd) erhalten, wie Banken im herkömmlichen Kreditgeschäft, eine risikoabhängige Verzinsung. Berauschend fällt der Zuwachs allerdings nicht aus, zumal das Umfeld eigentlich günstig sein sollte, beklagen sich doch einige Firmen darüber, dass die Banken nach dem Aus von Credit Suisse im Kreditgeschäft die Zügel angezogen hätten.

Mehr Lending – aber nicht an Unternehmen

Ein Blick auf die Teilbereiche zeigt sogar, dass das Business Crowdlending und damit die Ausleihungen an Unternehmen kaum wuchsen. Zu verdanken ist die Zunahme allein der Vergabe von Krediten an Privatpersonen; das sogenannte Consumer Crowdlending erzielte ein Plus von 19,1 Prozent. Leicht rückläufig waren mit –2,2 Prozent dagegen die hypothekarbesicherten Kredite (Real Estate Crowdlending).

Die zweitwichtigste und ebenfalls kommerzielle Kategorie des Crowdfunding bildet Crowdinvesting: Hier wird Startups Eigen- oder Fremdkapital zur Verfügung gestellt, die Investoren erhalten dafür eine Gewinnbeteilung. Diese Sparte schrumpfte um 11 Prozent, was zum Bild eines sich insgesamt nur sehr schleppend entwickelnden Finanzierungsmarkt für in den Kinderschuhen steckende Unternehmen passt.

Weniger Supporting und Donating

Ebenfalls deutliche Abnahmen zeigten sich mit –7 Prozent beim Crowdsupporting und Crowddonating. Bei ersterem geht es um die Bereitstellung von Mitteln, mit denen kreative und kulturelle Projekte und Kampagnen aus dem Sportbereich finanziert werden. Entschädigt wird der Investor mit einem Produkt, einem künstlerischen Werk oder einer Dienstleistung. Beim letzterem hingegen handelt es sich meist um Spenden für soziale, karitative und kulturelle Projekte, die an keine Gegenleistung geknüpft sind.

In Sport und Kultur hat sich gemäss der Studie das Crowdsupporting mittlerweile fest etabliert.

Crowdfunding wird über Online-Plattformen betrieben. Gemäss denn beiden HSLU-Professoren Andreas Dietrich und Simon Amrein, welche den Bericht verfasst haben, gab es in der Schweiz per Ende 2024 insgesamt 38 Crowdfunding-Plattformen.

Hoher Marktanteil für wenige Plattformen

Allerdings ist die Konzentration hoch: «Im Crowdsupporting/Crowddonating erzielten die vier grössten Plattformen einen Marktanteil von 84 Prozent. Beim Crowdlending erzielten die fünf grössten Plattformen einen Marktanteil von 90 Prozent, und beim Crowdinvesting sind es sogar lediglich drei Plattformen, welche ein Volumen von 86 Prozent des Marktes auf sich vereinen können», ist der Studie zu entnehmen.

Im Ausblick wird nach dem eher ernüchternden Ergebnis eine Portion Zuversicht verbreitet.

Suche nach renditestärkeren Fixed-Income-Alternativen

Die 2024 eingeleitete Zinswende könnte den Crowdlending-Markt stimulieren, weil die gesunkenen Finanzierungskosten Kredite generell günstiger machten. Und Investoren könnten auf der Suche nach Alternativen zu niedrig (oder gar negativ) verzinsten Frankenobligationen vermehrt Gelder über den Kanal Crowdlending ausleihen. Ob das mehr als Zweckoptimismus ist?

Klar ist, dass Crowdfunding auch 2025 ein Nischenmarkt bleiben wird – und die damit ursprünglich gehegte Ambition, zu einer echten Konkurrenz für das klassische Kreditgeschäft der Banken zu werden, weiterhin nicht einlösen kann. Aber fairerweise muss ebenso festgehalten werden: Immerhin besteht eine Alternative zum Bankgeschäft, die in der Zwischenzeit auch schon einen gewissen Track Record vorweisen kann.