Händler decken Visa und Mastercard mit Klagen ein

Schweizer Händler fordern 142 Millionen Franken zurück: Über 36 Detailhändler und ein Branchenverband ziehen gegen die Kartengiganten vor Gericht. Sie werfen Mastercard und Visa vor, jahrelang überhöhte Interchange Fees kassiert zu haben.

Ein Zusammenschluss aus über 36 Schweizer Händlern – darunter unter anderem Coop, Swiss, Edelweiss, Selecta und TUI Suisse – hat mit dem «Verband für einen fairen und freien Wettbewerb im Zahlungsverkehr» (VWZ) beim Handelsgericht Zürich Schadenersatzklage gegen die Kartenfirmen Mastercard und Visa eingereicht.

Die zentrale Forderung: Rückerstattung unrechtmässig erhobener Interchange Fees in Höhe von insgesamt 142 Millionen Franken für die vergangenen drei Jahre.

Hintergrund der Klage sind sogenannte Interchange Fees – Gebühren, die Händler bei jeder Kredit- und Debitkartenzahlung entrichten müssen. Diese liegen je nach Branche und Transaktionstyp zwischen 0,12  und 2,05 Prozent des Umsatzes. Die Kläger argumentieren, dass diese Gebühren nicht durch den Markt, sondern durch einseitige Festlegungen der Kartenorganisationen bestimmt wurden.

Neuausrichtung des Gebührensystems gefordert

Die Klage kritisiert insbesondere das System von Visa und Mastercard, in dem Gebühren an den Kartenherausgeber fliessen, ohne dass die Händler Einfluss auf die Höhe nehmen können. 

Die Händler fordern neben Schadenersatz auch eine Neuausrichtung des Gebührensystems.

Visa hält Klage für gegenstandslos

Visa gibt dem Begehren der Händler nur wenig Kredit: «Wir halten die Klage für gegenstandslos und werden uns dagegen verteidigen. Interchange-Gebühren sind von der Weko anerkannt. Sie sind notwendig für Zahlungsinnovationen und um Kunden vor Betrug zu schützen. Visa erhält keinen Anteil an der Interchange», hält das Unternehmen in einer Stellungnahme fest.

Gleichzeitig verweist Visa darauf, dass es nach dem Auslaufen der durch die Weko genehmigten Interchange-Gebührensätze für Debit-Transaktionen, diese um durchschnittlich ein Drittel auf EU-Niveau gesenkt hat. «Das hat die Kosten für Schweizer Händler um potenziell mehr als 4 Millionen Franken jährlich verringert.»