Carsten K. Rath: «Dieses Hotel ist in Hamburg herausragend»
Für unseren Kolumnisten gibt es in Deutschland nur eine Handvoll Hotels von Weltklasse. Dazu zählt sein Lieblingshaus der Stadthotellerie, das Hamburger «Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten».
Auf meiner Anreise zum nächsten Aufenthalt im «Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten» im Flieger von Zürich nach Hamburg kommt mir wieder ein Hoteljournalist in den Sinn. Er fragte mich kürzlich, warum die Schweizer Hotellerie nicht an die Top-End-Luxushotels vor allem in der Service Excellence herankommt. Ich konnte mit der Frage nichts anfangen und wollte wissen, ob er das ernst meine. Er bejahte und verwies auf die Studie einer Schweizer Hotelfachschule.
Meine Erfahrung ist da eine völlig andere. Nur wenige Hotels weltweit kommen an die Spitzenleistungen der Schweizer Hotellerie heran. Für mich zählt das Fünf-Sterne-Haus «Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten» definitiv dazu.
Hanseatische Tradition und pulsierendes Nachtleben auf St. Pauli
Das merke ich gleich wieder, als ich einchecke. Wie immer ist alles nach meinen Wünschen vorbereitet. Kreativ und mit grosser Gastfreundschaft widmen sich Hoteldirektor Ingo C. Peters und seine Mitarbeiter den kleinen persönlichen Details, die mir den Aufenthalt ganz besonders machen. Das hat sich in den drei Jahrzehnten, in denen ich mich hier wohlfühle, nicht geändert.
Dieses Mal erwartet mich eine kleine Kaviardose mit Créme fraiche und Chips als Willkommensgruss, dazu eine kleine Flasche Laurent-Perrier Rosé, mein Lieblingschampagner. Alles passt und ist aufeinander abgestimmt, so wie immer. Das nenne ich Weltklasse-Hotellerie.
Das «Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten» liegt ideal direkt an der Binnenalster. (Bild: Matthias Plander)
Am 24. Februar 1897 ersteigerte der deutsche Gastronom Friedrich Haerlin das Hotel mit seinen elf Zimmern. Heute hat es 156 Zimmer und Suiten, gestaltet mit Elementen der Gründerzeit. Anklänge an die hanseatische Architektur vermitteln historischen Charme und regionales Flair.
Präsidentensuite – Luxusoase mit 200 Quadratmetern reinster Exklusivität. (Bild: Christof Haake)
Das «Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten» liegt ideal. Von meinem Zimmer aus blicke ich auf die Binnenalster. Schnell bin ich vom Seeufer aus im Grünen an der Außenalster. Auf dem Weg bewundere ich die prunkvollen alten Villen, die für hanseatische Tradition und die maritime Geschichte der Stadt stehen. Lebendig wird sie im Sandtorhafen mit seinen historischen Schiffen. Im Kontrast dazu thront weithin sichtbar die Elbphilharmonie über der Hafencity. Das architektonischen Wahrzeichen Hamburgs ist längst so berühmt wie die backsteinernen Lagerhäusern der Speicherstadt oder die vielen Musicals im pulsierenden Nachtleben auf St. Pauli.
Die Präsidentensuite – Luxusoase im exzellent ausgestatten Hotel
Ingo C. Peters ist das Gesicht des «Vier Jahreszeiten». Ihn treffe ich immer gern wieder. Bei unserem letzten Treffen feierten wir den 125. Geburtstag des Hotels, es war gleichzeitig sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Die Geburtstags-Gala war sagenhaft, zur Krönung des Abends wurden die Türen der frisch renovierten Präsidentensuite geöffnet. Ich blickte auf 200 Quadratmeter reinste Exklusivität, eine Luxusoase in einem ohnehin schon exzellent ausgestatteten Haus. Das zeigte mir wieder, warum es seit Jahren zu den Spitzenhotels Europas gehört.
Verschönerte Lobby – wie ein Boutique ähnliches Wohnzimmer. (Bild: Guido Leifhelm)
Die enge Verbundenheit des Direktors Ingo C. Peters mit seinem Hotel ist legendär. Hier startete er 1981 als Hotelpage, nach Jahren im Ausland führt er das Hotel seit 1997. «Luxus bedeutet immer, in Qualität zu investieren», sagt er mir. Ich schätze ihn für seinen visionären Unternehmergeist und seine Weitsicht. Als Deutschland im Corona-Schlaf lag, liess er die ohnehin schon perfekte Fassade neu streichen und verschönerte die Empfangshalle zu einem Boutique ähnlichen Wohnzimmer.
Drei Restaurants der Extraklasse befeuern das «101-Ranking»
Ingo C. Peters Wirken verhilft dem Hamburger Haus im Ranking der «101 besten Hotels Deutschlands» zu einer Ausnahmestellung. Der Score aus unterschiedlichen Bewertungen hat es viermal in Folge auf Platz eins gehievt. 2023 wurde es von der 101-Besten-Jury erstmals aus den Kategorien herausgenommen und zum «Hotel des Jahres» erklärt.
In die Bewertung floss auch das breite Angebot an erstklassigen Restaurants und Bars ein. Wenn ich nur ein paar Tage hier bin, verlasse ich das Hotel nicht, ich bleibe zum Essen hier.
Restaurant «Grill» – speisen auf Eichenparkett unter historischer Stuckdecke. (Bild: Max Arens)
Der «Grill» ist nicht nur für mich eine Hamburger Restaurantinstitution und zweifellos der beste Grill auch ausserhalb Amerikas. Die Gäste speisen zwischen kaukasischen Nussbaumwänden, auf klassischem Eichenparkett und unter der historischen Stuckdecke; Seezungen, Vierländer Enten und Crêpes Suzette werden am Tisch filetiert, tranchiert und flambiert.
Im kosmopolitischen «Nikkei Nine» serviert die Küche japanische Gerichte mit peruanischem Einschlag. Zwei Sessions an sieben Tagen die Woche bedingen, dass man Monate im Voraus reservieren muss.
Lounge im «Nikkei Nine»: Wer nicht rechtzeitig reserviert, muss lang auf einen freien Tisch warten. (Bild: Guido Leifhelm)
Im Feinschmeckertempel «Haerlin» hat Christoph Rüffer das Sagen. 2014 wählte ihn der Restaurant- und Hotelführer Gault&Millau zum Koch des Jahres, der Feinschmecker kürte das «Haerlin» zum Restaurant des Jahres. Fünf Gault&Millau-Hauben finde ich gerechtfertigt, zwei Michelin-Sterne sind mir zu wenig. Das Restaurant hätte längst den dritten Stern verdient. Christoph Rüffer ist für mich eine der besten Köche mindestens in Deutschland, ich sehe ihn auf Augenhöhe mit den Schweizer Starköchen Peter Knogl und Andreas Caminada.
Die Schweiz hat übrigens sieben Restaurants mit 19 Gault&Millau-Punkten. Die Gastronomie der Eidgenossen ist also ebenso Weltklasse wie die Hotellerie.
Da kann nur eine Handvoll deutscher Hotels der Schweiz das Wasser reichen. Was das angeht, steht das «Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten» in meinem persönlichen Ranking an der Spitze.
Als früherer Grandhotelier und Betreiber des Hotel Rankings «Die 101 besten» ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.