Trump bestellt den «Looser» von der Fed ein

Fed-Chef Jerome Powell hat bisher den Druck von US-Präsident Donald Trump in der Frage tieferer Zinsen erfolgreich ignoriert. Jetzt musste er im Weissen Haus persönlich vorsprechen. Das Treffen dürfte nicht ohne Meinungsverschiedenheiten abgelaufen sein.

Der US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag (Ortszeit) den Vorsitzenden der Federal Reserve Jerome Powell zum ersten persönlichen Treffen seit seinem Amtsantritt im Januar ins Weisse Haus geladen.

Im Nachgang des Treffens veröffentlichte das Fed ein Communiqué, in dem darauf verwiesen wird, dass die Notenbank in der Geldpolitik an ihrem Kurs festhalten wird. «Der Fed-Vorsitzende Powell sprach nicht über seine Erwartungen an die Geldpolitik», heisst es dort. Er habe gegenüber dem Präsidenten betont, dass der Kurs der Geldpolitik vollständig von den eingehenden Wirtschaftsdaten und deren Auswirkungen auf die Aussichten abhängen wird.

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Fed-Chef Jerome Powell (Bild: Shutterstock)

Er habe Trump gesagt, dass er und seine Kollegen bei der Fed «die Geldpolitik wie gesetzlich vorgeschrieben festlegen werden, um maximale Beschäftigung und stabile Preise zu unterstützen, und dass sie diese Entscheidungen ausschliesslich auf der Grundlage einer sorgfältigen, objektiven und nicht-politischen Analyse treffen werden».

Spannungen nicht entkräftet

Die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, sagte, dass sie und der Präsident die Erklärung der Fed gesehen hätten und bestätigte den Inhalt, wie etwa «Reuters» berichtet. Sie fügte jedoch hinzu: «Der Präsident hat gesagt, dass er glaubt, dass der Fed-Vorsitzende einen Fehler macht, indem er die Zinssätze nicht senkt, was uns wirtschaftlich gegenüber China und anderen Ländern benachteiligt.»

Damit haben sich die Spannungen zwischen Trump und Powell nicht entschärft. Trump hatte den Notenbanker in den vergangenen Monaten wahlweise als Dummkopf, einen grossen Verlierer (a major looser) oder «Mr. too late» bezeichnet und sogar mit seiner Absetzung gedroht.

Markt rechnet mit Zinsschritt erst im September

Der Offenmarktausschuss des Fed hatte den Leitzins Anfang Mai erneut in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, in der er sich seit Dezember befindet. Zudem wurde signalisiert, dass dieses Niveau noch einige Monate beibehalten werden könnte. Man werde abwarten, bis mehr Klarheit über die Folgen der Zollpolitik herrsche.

Die Zölle und die politische Unsicherheit könnten die Wirtschaft bremsen und zu einer anhaltend höheren Inflation führen, so die Besorgnis.

Die Finanzmärkte preisen derzeit eine Zinssenkung der Fed im September und eine zweite im Dezember ein.