Stimmung der Finanzanalysten hellt sich weiter auf

Nachdem US-Präsident Donald Trump mit seinen Zoll-Plänen Anfang April die Finanzmärkte geschockt hatte, hat sich die Stimmung wieder beruhigt. Laut der UBS-Umfrage für den Monat Juni beurteilen die Finanzanalystinnen und -analysten die Lage und den Ausblick wieder optimistischer.

Nach dem starken Stimmungseinbruch im April habe im Mai bereits wieder eine Erholung eingesetzt, schreibt die UBS am Mittwoch in ihrem «CFA Society Switzerland Indikator». Dieser Trend habe sich auch im Juni fortgesetzt.

Der Stimmungsindikator weist aktuell einen Wert von -2,1 Punkten auf, liegt also weiterhin im leicht negativen Bereich. In den beiden Vormonaten war das Stimmungsbarometer mit -22,0 Punkten (Mai) bzw. -51,6 Punkten (April) jedoch deutlich pessimistischer.

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«Vor dem Hintergrund nachlassender Handelsspannungen haben sich die Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung in der Schweiz, den USA und China deutlich verbessert», schreiben die Studienautoren.

Aktuell rechnen noch 57 Prozent der Umfrageteilnehmenden in den nächsten sechs Monaten mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen in den USA. Zuvor hatte dieser Anteil zwei Drittel betragen.

Mit einer Konjunkturabkühlung in China rechnen nun nur noch 10 Prozent, statt zuvor rund 30 Prozent. Auch die aktuelle Wirtschaftslage wird weniger negativ eingeschätzt als im Mai.

Inflationsdruck sollte weiter abnehmen

Auch auf die Inflationserwartungen hatte der Zollstreit Auswirkungen. «In den USA gehen die Umfrageteilnehmenden weiterhin mehrheitlich von steigenden Konsumentenpreisen in den nächsten sechs Monaten aus, allerdings sind die Erwartungen im Monatsvergleich deutlich zurückgegangen.»

Nur noch etwas mehr als die Hälfte erwartet einen Anstieg, statt wie zuvor rund 70 Prozent. Mit einem Rückgang rechnen nun rund 20 Prozent (14 Prozent). «Sowohl in der Eurozone als auch in der Schweiz erwarten die befragten Analystinnen und Analysten, dass der Inflationsdruck im Jahresverlauf weiter abnimmt.»

Auch die Einschätzung zu den Aktienmärkten zeigt eine optimistischere Sicht. Gut 55 Prozent rechnet mit einem Anstieg des SMI. Die Meinungen zu US-Aktien bleiben hingegen trotz leichter Verbesserung geteilt.

Wachstums- und Inflationsausblick

Für die Schweiz zeige sich der langfristige Wachstums- und Inflationsausblick stabil. Trotz der geo- und handelspolitischen Verwerfungen seien die Prognosen in den vergangenen Monaten weitgehend unverändert geblieben. Die Finanzanalysten veranschlagen die Wahrscheinlichkeit für ein Wirtschaftswachstum für die Schweiz von 1 bis 2 Prozent in den nächsten drei bis fünf Jahren mit rund 50 Prozent. Zu den Ergebnissen vom März und dem vergangenen Dezember sei dieser Wert stabil.

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(Grafik: UBS)

Eine Unterschreitung dieser Spanne halten jedoch 43 Prozent für wahrscheinlich, nach oben nur 10 Prozent. Die Punktprognose für das Wachstum in fünf Jahren liegt bei 1,3 Prozent (März: 1,4 Prozent).

Zwei von drei der befragten Analysten erwarten, dass die Inflation in drei bis fünf Jahren innerhalb des SNB-Zielbands von 0 bis 2 Prozent zu liegen kommt. Auch hier hat es beim Risiko eine Verschiebung gegeben. Sinkende Konsumentenpreise in der langen Frist erwarten neu über 20 Prozent, einen Anstieg der Inflation auf über 2 Prozent nur 10 Prozent. Entsprechend ist die Punktprognose der Inflation in fünf Jahren von 1,2 Prozent im März auf 1,0 Prozent im Juni gesunken.

Welche Effekte hatte die Negativzinsphase?

Rückblickend wurden von der UBS auch Fragen zu den Auswirkungen der Negativzinsphase in der Schweiz zwischen 2015 und 2022 gestellt. Eine Mehrheit ist der Ansicht, dass die Negativzinsen zu einem Anstieg der Immobilienpreise geführt und das Kreditwachstum tendenziell positiv beeinflusst haben. Zwei Drittel gehen zudem von einem positiven Einfluss auf das Wirtschaftswachstum aus. 21 beziehungsweise 14 Prozent sehen keinen respektive einen negativen Einfluss. Die staatlichen Ausgaben dürften zugenommen haben.

Knapp 50 Prozent der Befragten bewerten den Einfluss der Negativzinsen auf die Inflation als positiv, rund 16 Prozent als negativ, und etwa 40 Prozent sehen keinen signifikanten Effekt. Einen negativen Einfluss auf die Performance der Pensionskassen und die Nettozinseinkommen der Haushalte werden von 44 beziehungsweise 53 Prozent der Befragten gesehen.

Die Mehrheit der Analysten ist der Ansicht, dass die Negativzinsen den Aufwertungsdruck auf den Franken verringert haben. Lediglich jeder fünfte Befragte ist hingegen der Meinung, dass die Negativzinsen zusätzlichen Aufwertungsdruck verursacht haben.